Duo | Über das allmähliche Verschwinden

Eindrücke aus der Grabenhalle in St.Gallen

Fotografie@Jaques Erlanger

ÜBER DAS ALLMÄHLICHE VERSCHWINDEN ist eine Performance, aus Momenten der Begegnung geboren – eine Auseinandersetzung mit Leben und Sterben und den kleinen, flüchtigen Augenblicken des Dazwischens. Werner Brandenberger, ehemaliger Jurist, ist körperlich beeinträchtigt, aber mit ungebremster Neugier auf Leben. Er trifft Micha Stuhlmann, Tänzerin, die seit Kindertagen dem Phänomen Tod auf die Schliche kommen will. Aus unterschiedlicher Perspektive betrachten sie sich gegenseitig in Handlung und Bewegung, tauschen Gedanken, Furcht und Hoffnung aus und laden das Publikum ein, näher zu rücken an das Geschehen im Raum – und an die eigene Sicht auf Leben und Sterben. Welche Konsequenzen entstehen im Jetzt?

PERFORMANCE IM KULTURHAUS APOLLO 17|11|2024
Fotografie@ Radoje Markovic

PREMIERE | 23.02.2024 | 20h | Theater an der Grenze im Kult-X | Kreuzlingen
https://www.thurgaukultur.ch/magazin/ein-ungleiches-paar-mit-gemeinsamer-botschaft-5743
Am Sonntag, 17.11.2024 waren wir im Kulturhaus APOLLO in Kreuzlingen.
Beginn der Performance 17:00h, gefolgt von *Dancing with Mr. D.* – einem zeitgenössischen Totentanz-Event. https://apollokreuzlingen.ch/

Performance: Micha Stuhlmann | Werner Brandenberger
live Visuals: Raphael Zürcher
live Sound: Marc Jenny
Produktionsleitung: Jacques Erlanger & Mira Boss

unterstützt von: Dr. Heinrich Mezger-Stiftung | E. Fritz und Yvonne Hoffmann-Stiftung | Kultur St.Gallen Plus | Kultursee | Kulturstiftung des Kantons Thurgau | Martha Bock Stiftung | TKB Jubiläums-Stiftung

Fotografie@Simon Diefenbach

Eine Frau-Mann-Performance sinnlich wie sinnend, untersucht dialogische Prinzipien zwischen ICH und DU. Trotz aller Unbequemlichkeit, weil Beeinträchtigung und gegensätzliche Weltsicht nagen, finden die beiden auf seltsame wie poetische Weise zusammen. Gegenseitig erweitern und zerstückeln sie sich ihre sichere Haltung und Perspektive. Die Begegnungen der anderen Art laden ein und fordern zugleich auf, mutig und lustvoll Forschung an sich und den Mit-Menschen zu betreiben.

Kurzfassung der Performance beim tanzmehr Festival in Zürich | 25.10.2023 | Fotos: Maria Cheilpoulou
Performance: Micha Stuhlmann | Werner Brandenberger
Visuals: Raphael Zürcher
Sound: Arthur Schneiter

Wenn sich zwei Menschen aus entgegengesetzten Welten begegnen, bleibt der Körper als gemeinsame Schnittmenge und Mengen komplementärer Impulse.

Werner Brandenberger, der sich im Alter von zwei Jahren mit Poliomyelitis infizierte und andere Zugänge zu Körper und Welt findet, begegnet Micha Stuhlmann, die sich dem Weltgetriebe fernhält, um die Durchlässigkeit ihrer Haut zu pflegen.

Er schreibt – sie schreibt.

Er malt – sie zeichnet.

Er weiss – sie ahnt.

Er findet – sie sucht.

Beide entdecken.

Sie weiss – er zweifelt.

Beide rebellieren.

Beide zerpflücken gesellschaftliche Festschreibungen.

Beide muten sich zu.

Beide begreifen

sich und den*die andere*n

Und so sind sie inzwischen in die Jahre gekommen und tragen ihre Verletzungen und Verletzlichkeiten in sich und in die Welt. Sie tragen ihre Narben eintätowiert auf dem Körper.

Beide schreien ihre Unersättlichkeit und Sattheit in die Welt.

Beide flüstern zärtlich ihre Wahrheiten

über das allmähliche Verschwinden in die Körper.

Fotos von Simon Diefenbach | www.simondiefenbach.com