Flüchtige Inszenierungen in den Räumen des Bodman- Hauses
Tanz als flüchtiger Ausdruck fordert eine feinsinnige Form der Fotografie.
Der Tanz will sich nicht bannen lassen. Es bleibt immer die Sehnsucht nach der idealen Berührung, die vergessen lässt, dass das Festhalten einer Bewegung mittels Fotografie zuerst den Verlust der unmittelbaren Beziehung zu Raum und Zeit markiert, um danach die Illusion des Festhaltens der Flüchtigkeit herzustellen.
Der Autor mit der Kamera wird zum Chronisten verborgener Wirklichkeiten.
In den Räumen des Bodman-Hauses werden ungezähmte Augenblicke des Tanzes eingefangen und auf geheimnisvolle, wirkungsmächtige Weise dem Haus zurückgegeben.
Der Körper ist per se ein Ausdrucksträger, wortlos, wie sprechend, in Ruhe, wie in Bewegung. Auf ihn können Gedanken und Gefühle geschrieben, projiziert und eingebrannt werden. Er steht für Leben und Tod.
Im Haus der Literatur kommt die Bewegung des Körpers zur Sprache. Körper wie Haus schreiben erzählend Geschichten.
Unsere Fotografie beschäftigt sich mit den Innenseiten des Körpers. Nicht im Sinn des Röntgenblicks oder anderer visualisierender Verfahren um die Anatomie des Menschen abzubilden, sondern im Sinn des menschlichen Empfindens und Erlebens. In den dynamischen und energiegeladenen Momentaufnahmen äussert sich das Menschsein in seiner ganzen Verletzlichkeit und Empfindsamkeit. Die Zeitgleichheit von Innen und Aussen wird sicht- und spürbar.
Die Verformungen des Körpers oder der Körperteile erzählen von Desorientierung und Vergänglichkeit.
Die Fotografien mit all ihrer Unschärfe, verwackelt und teilweise entstellt, die Reduktion der Farbpallette auf die Hautfarbe, deuten auf tiefere Schichten des Seins hin – das nackte Leben.
Allerlei denkbare Gefühle können in die Abbildungen von Körper und Körperlichkeit hineingehängt werden. In ihnen wird die Nähe vom Mensch zum Tier wieder enthüllt. Schönheit und Hässlichkeit deuten auf Geburt und Tod. Sie erzählen als Sammlung an den Wänden eine Geschichte strikt und eindeutig, auch wenn ihnen keine narrative Logik zu Grunde liegt.
Es sind die Schwingungen der Wirklichkeit eines Moments und die dazwischenliegenden Ahnungen und Vermutungen, die sich beim Betrachter lockern und im eigenen Erleben wirksam werden. der Fotografien ist eindeutig lesbar.
Im Frühjahr 2017 fragt Micha Stuhlmann René Schmalz an, für ihr Performance-Solo «Vom Ausbeinen eines Nachtgeschehens» eine Reihe Fotos zu erstellen. Diese werden der Auftakt für weitere Arbeiten.
In Folge entstehen weitere Serien im Bodman-Haus – die aktuelle Serie, im Zusammenhang mit der neuen Arbeit «Ich esse deinen Schatten».