Text und Zeichnung

Am Anfang das Chaos –

Und wieder war die Erde wüst und leer.

Nur das reine Bewusstsein schwebte über den Hügeln und Hängen,

legte sich in Kluft und letzte Gletscher,

hüpfte von Grat zu Grat,

sammelte sich auf höchsten Gipfeln und sah,

dass alles gut war.

Wieder einmal hatte die Evolution zugepackt und
selbst reinigend gerettet,

was sich einst aus wildem Urzustand gebar –

zeitlos, formlos, suchend, sich reproduzierend

in der ewigen Metamorphose.

Eine immerwährende Bewegung
der Substanzen in der Unendlichkeit.

Eine immerwährende Bewegung
der Essenzen in der Grenzenlosigkeit.

Das reine Bewusstsein lächelte in die Unsterblichkeit.
Trotz allen Bemühens,

trotz aller Intelligenz und Vernetzungsfähigkeit,

hatte es die Menschheit nicht geschafft,

diesen einzigen, absoluten Organismus,

dieses holistische, sich wandelnde und verletzliche Wesen
uneingeschränkt in Geist und Körper zu integrieren.

Im Streben nach Autonomie und Abgrenzung

schuf das Menschengeschlecht das Sterben im Geist.

Wie einfach hätte es sein können?

Im weiten Lächeln des reinen Bewusstseins verbarg sich
der gewürfelte Schlüssel einer neuen Lebensform,

im Einklang aller Erscheinungen.
Das Leben lernt.

ZwischenWeltWesen zur Tanzperformance

Punkt Punkt Komma Strich, fertig.

Und da wächst aus Licht geboren
ein Wesen für den Raum

Kein Anfang hier, kein klares Ende,
Wellenströme, fliessende Hände.
Aus den Wirbeln steigen Sprossen,
mit Wurzeln verwebend, verknüpfend, verwirrend,
verdichtend, verschränkend…

Ein Auge tief, uralt das weiss
das andre Aug flackert, es zuckt im Kreis.
Die Arme schwärmen, weit verzweigt,
und aus der Zeit gefallen, gerutscht,
gesunken, gestolpert…

die Haut aus Asche, Staub und Schein,
mit Spuren von Gestein und Bein.
Es atmet schwer und gross und tief und laut,
es raunt es pfeift, es brummt und zischt und singt…

Ein Zwischenwesen, wild und fremd,
gereift im Chaos, völlig enthemmt.
Es ist kein Mensch, kein Tier, kein Gott, kein Ding,
doch Ursprung, Form – Neubeginn.

Punkt Punkt Komma Strich, fertig.

Zeichnungen zur Fotoarbeit „Das ewige Ich“ von Simon Diefenbach